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27 Oktober 2022

Interview mit Focus Online: Forschungschef Dr. Jan Adams gibt Einblicke in die innovative Schmerzforschung bei Grünenthal

Dr. Jan Adams, Chief Scientific Officer bei Grünenthal

Schmerzen sind eine enorme Belastung nicht nur für die Millionen Betroffenen und deren Familien, sondern auch für auch die Wirtschaft und die Gesellschaften auf der ganzen Welt. Deswegen stellt Grünenthal die Suche nach innovativen Wegen zur Behandlung von Schmerzen in den Mittelpunkt seiner Forschungsaktivitäten.

Im Gespräch mit dem Online-Portal Focus Online erläutert Dr. Jan Adams, Chief Scientific Officer bei Grünenthal, warum Schmerzen nicht nur als belastendes Symptom, sondern als eigenständige Krankheit betrachtet werden sollten, wie Grünenthal bei der Entwicklung neuer Therapien vorgeht und welche vielversprechenden Perspektiven die Forschungspipeline des Unternehmens bietet.

Lesen Sie hier das vollständige Interview:


GRÜNENTHALS FORSCHUNGSCHEF DR. JAN ADAMS ÜBER DIE NÄCHSTE GENERATION VON SCHMERZMEDIKAMENTEN


Dem Schmerz auf der Spur – Wie mit Nobelpreis-gekrönten Erkenntnissen neue Schmerztherapien ermöglicht werden

Man sieht ihn nicht, aber für ungefähr einen von fünf Menschen bedeutet er enorme Einschränkungen und Belastungen in allen Lebensbereichen: chronischer Schmerz. Das Pharmaunternehmen Grünenthal aus Aachen konzentriert sich voll auf innovative Schmerzforschung – und ist dabei weltweit führend. Forschungschef Dr. Jan Adams gibt Einblicke in Grünenthals Schmerzforschung.

Herr Dr. Adams, die meisten würden Schmerz als Symptom verstehen, aber nicht als Krankheit. Warum konzentriert sich Grünenthal auf dieses Forschungsfeld? Schmerz ist ein wichtiges Warnsignal des Körpers, das uns vor Gefahren schützt. Jenseits dieses sinnvollen Schutzmechanismus, etwa dem reflexartigen Zurückziehen der Hand beim Berühren eines heißen Gegenstandes, sind Schmerzen aber ein ernstzunehmendes medizinisches Problem.

Bei chronischen Schmerzerkrankungen fehlt oft eine objektive Ursache für die Schmerzempfindung – die ursprüngliche Verletzung ist ausgeheilt, der Patient leidet dennoch unter anhaltenden Schmerzen, die seine Lebensqualität stark einschränken. Das kann bis zur Berufsunfähigkeit führen. Deshalb fokussieren wir uns auf die Schmerzforschung und sehen chronische Schmerzen als eigenständige Krankheit – eine Sicht, die die WHO seit 2019 teilt.

Was man sich klarmachen muss: Weltweit leidet einer von fünf Menschen unter chronischen Schmerzen1 – das verursacht nicht nur persönliches Leid, sondern belastet auch Wirtschaft und Gesellschaft. Allein in Europa belaufen sich die damit verbundenen Kosten auf rund 300 Milliarden Euro2.

Frau im Labor

Wie geht Grünenthal vor, um chronische Schmerzen zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln?

Obwohl sich unser wissenschaftliches Verständnis von Schmerzen und ihrer Pathophysiologie massiv verbessert hat, bleiben chronische Schmerzen ein teils unerforschtes Gebiet. Wir analysieren, wo der größte Bedarf für Patientinnen und Patienten besteht und welche Mittel uns der heutige Stand der Wissenschaft zur Verfügung stellt. Im Ergebnis konzentrieren wir uns auf vier Indikationen, bei denen wir uns neue innovative Therapien erhoffen: chronische neuropathische Schmerzen, chronische post-operative Schmerzen, chronische Rückenschmerzen und Arthrose.

An unserem Hauptsitz in Aachen betreiben wir Schmerzforschung und investieren jedes Jahr einen erheblichen Teil unseres Umsatzes in die Entwicklung neuer Therapieoptionen. Die mehr als 300 Kolleginnen und Kollegen unserer Forschungsabteilung decken das gesamte Spektrum innovativer, pharmazeutischer Entwicklung ab: von der Identifizierung und Entwicklung neuer Moleküle über die Konzeption von klinischen Studien bis zur Arzneimittelzulassung.

Außerdem legen wir großen Wert auf ein starkes internationales Netzwerk. Wir arbeiten weltweit mit führenden Institutionen zusammen und unterhalten seit einigen Jahren einen Forschungsstandort in Boston, einem der weltweit wichtigsten Spots für Biotechnologie.

Woran genau forscht Grünenthal?

Wir möchten innovative Therapien zur Behandlung von chronischen Schmerzen entwickeln. Lassen Sie mich ein Beispiel geben: Der Medizin-Nobelpreis 2021 ging an zwei Professoren für ihre Forschung auf dem Gebiet der temperatur- und druckempfindlichen Rezeptoren, einschließlich der Entdeckung des Transient Receptor Potential Vanilloid 1 (TRPV1)-Rezeptors, der eine entscheidende Rolle bei der Schmerzsignalisierung spielt.

Diese bahnbrechende Forschung der Nobelpreisträger wird bei Grünenthal genutzt, um wirksame Schmerzmittel für Patienten zu entwickeln. Wir haben im August den ersten Patienten in unser globales klinisches Phase-III-Programm aufgenommen, bei dem das Potenzial von Resiniferatoxin, einem TRPV1-Agonisten, für die Behandlung von Schmerzen im Zusammenhang mit Arthrose im Knie untersucht wird. Es gibt weltweit mehr als 300 Millionen Arthrose-Patienten3. Die fortschreitende Gelenkerkrankung kann derzeit nicht geheilt werden. Betroffene leiden häufig unter starken Schmerzen. Im Erfolgsfall können wir mit diesen Arzneimittelkandidaten Millionen von Patienten eine dringend benötigte nicht-opioide Behandlungsoption anbieten. Das sind hervorragende Aussichten für ein mittelständisches Unternehmen in Familienbesitz.

 

1Treede RD, et al. Pain 2015 Jun;156(6):1003-1007.
2Pain Alliance Europe. Survey on chronic pain. 2017. Accessed February 2022.
3Cieza, A., Causey, K., Kamenov, K., Hanson, S. W., Chatterji, S., & Vos, T. (2020). Global estimates of the need for rehabilitation based on the Global Burden of Disease study 2019: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2019. The Lancet, 396(10267), 2006-2017.

 

Das Interview wurde am Donnerstag, 22. September 2022 auf Focus Online veröffentlicht.