Aachener Hospiz­gespräche

Die 1995 gegründeten Aachener Hospizgespräche sind ein Forum für alle professionellen und ehrenamtlichen Multiplikatoren in der Städteregion Aachen und darüber hinaus, die sich für die Hospizarbeit und Palliativmedizin engagieren. Dieses Netzwerk ist im Laufe der Jahre ständig gewachsen und trifft sich mehrmals im Jahr, um sich miteinander auszutauschen, fortzubilden, zu vernetzen und den Hospizgedanken weiter zu entwickeln.

Ein Mal im Jahr wird aus diesen regional begrenzten Treffen ein großer bundesweiter Kongress mit einem gesundheitspolitischem Fokus, der von Grünenthal Deutschland seit 2006 als Hauptsponsor unterstützt wird. Diese Aachener Hospizgespräche locken jährlich bis zu 400 Teilnehmer aus der ganzen Republik nach Aachen. Neben Palliativmedizinern, Schmerztherapeuten, Onkologen, Geriatriespezialisten nehmen Kassenvertreter, Gesundheitspolitiker, Vertreter der ärztlichen Selbstverwaltung, Pflegewissenschaftler, Seelsorger, Trauerbegleiter, Ehrenamtler im Hospizdienst, Pflegedienst-Mitarbeitende, Patientenvertreter, Versorgungsforscher und viele andere Experten an den Aachener Hospizgesprächen teil.

117. Aachener Hospizgespräch

Personalmangel – was nun?
Über den Wert des Lebens in Krankheit, Sterben, Abschied und Trauer

03./04. Mai 2024
Museum Zinkhütter Hof, Stolberg

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116. Aachener Hospizgespräch: Gute Palliative Care ist ohne ein ethisch-spirituelles Fundament nicht denkbar

116. Aachener Hospizgespräch widmet sich der Rolle von Spiritualität in der Palliative Care

© Schmitter Fotografie

Beim 116. Aachener Hospizgespräch standen fundamentale Fragen der Ethik und Spiritualität und der Umgang mit Todeswünschen in der Hospiz- und Palliativversorgung im Mittelpunkt. Ausgehend von der Beschäftigung mit der Ausstellung des Künstlers Uwe Appold, in der dieser sich künstlerisch mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzt, wurde der Wert des Lebens diskutiert und reflektiert – ein Thema, dem gerade in der aktuellen Diskussion um eine Regelung für die Beihilfe zum Suizid eine fundamentale Bedeutung zukommt. Dabei wurde deutlich, dass für die Palliativbewegung die Beihilfe zum Suizid mehrheitlich nur als ultima ratio nach umfassenden Angeboten der Beratung und Suizidprävention sein kann.

Neben Medizin, Pflege und dem psychosozialen Bereich bildet die Spiritualität die vierte Säule von Palliative Care. In den Routinen des Alltags droht diese zentrale Dimension hospizlicher und palliativmedizinischer Begleitung mitunter ins Abseits gedrängt zu werden. Doch gerade die zurückliegenden drei Jahre seit dem Beginn der Corona-Pandemie haben gezeigt: Der Bedarf an Orientierung und spiritueller Begleitung sowie die Beschäftigung mit Fragen nach existenziellem Sinn in einer krisenhaften Zeit jenseits von Konfessionsgebundenheit sind nicht nur nach wie vor aktuell – sie haben sogar zugenommen.

Die Nichtigkeitserklärung des § 217 StGB durch das Bundesverfassungsgericht im Februar 2020, mit der die „geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung“ nicht mehr unter Strafe gestellt wird, eröffnet zudem eine neue Dimension fundamentaler ethischer Fragen zum Wert des Lebens an sich. Denn die Sorge, dass sich durch niedrigschwellige Angebote zur Suizidbeihilfe zum Beispiel stark pflegebedürftige Menschen einer Erwartungshaltung oder einem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt fühlen, keine Belastung für Familie oder Gesellschaft mehr zu sein, erscheint höchst berechtigt.

Beim 116. Aachener Hospizgespräch herrschte ungeachtet manch kontroverser Diskussion daher die mehrheitliche Meinung vor, dass die Beihilfe zum Suizid erst ganz am Ende einer intensiven Beschäftigung mit den Ursachen und Hintergründen eines individuellen Sterbewunsches stehen sollte. Im Fokus sollte stehen, allen Menschen einen möglichst niederschwelligen flächendeckenden Zugang zur Suizidprävention anzubieten. Denn die Ursachen für konkrete Sterbewünsche können durch eine gute und umfassende palliativmedizinische Versorgung und die ganzheitliche Betrachtung von Patienten und Zugehörigen in vielen Fällen beseitigt werden.